Crowdfunding – Alternative zur klassischen Finanzierung

Crowdfunding: Der „Schwarm“ finanziert das Projekt

Vor etwa 20 Jahren entstand in den USA die Idee einer dezentralen und flexiblen Finanzierung von Vorhaben über das Internet: das Crowdfunding. Dabei entscheidet die Crowd, wessen Ideen durch die Bereitstellung von Kapital umgesetzt werden können.

Crowdfunding setzt sich aus den beiden Begriffen „Crowd“ (Schwarm) und „Funding“ (Kapitalbeschaffung) zusammen. Beim Crowdfunding wird über einen öffentlichen Aufruf eine Idee, ein Projekt oder ein Unternehmen finanziert. Der Finanzierungsgegenstand ist offen. Crowdfunding ist somit eine „Schwarmfinanzierung“, bei welcher eine Vielzahl an Kapitalgebern mit einem individuellen (oft kleinen) Teilbetrag als Quelle für die Finanzierung eines Projektes oder Unternehmens auftritt. Für die Bereitstellung des Kapitals erhält der Kapitalgeber eine vorab vereinbarte Gegenleistung.

In Abhängigkeit der Art der Gegenleistung für die Kapitalbereitstellung lassen sich vier grundlegende Formen des Crowdfundings unterscheiden. Allen Modellen ist gemein, dass das Projekt öffentlich über das Internet präsentiert wird und Geld innerhalb eines festgelegten Zeitraums gesammelt wird.

Crowdfunding Uebersicht

Spendenbasiertes Crowdfunding (Donation Model): Keine monetären Gegenleistungen der Kapitalgeber

Beim spendenbasierten Crowdfunding (Donation Model) werden über eine Plattform Spenden zur Finanzierung eines Projektes, einer Initiative oder eines Unternehmens gesammelt. Grundsätzlich werden keine monetären Gegenleistungen der Kapitalnehmer an die Kapitalgeber erbracht. Der Kapitalgeber beteiligt sich aus altruistischen Motiven an der Finanzierung zur Erfüllung eines ideellen Zwecks. Im Vordergrund des spendenbasierten Crowdfundings stehen vor allem wohltätige Zwecke oder künstlerische Projekte.

Belohnungsmodell (Reward Model): Symbolische Kompensation für Kapitalgeber

Beim Belohnungsmodell (Reward Model) erhält der Kapitalgeber als Gegenleistung für seinen Finanzierungsbetrag eine nicht-montäre (symbolische) Kompensation, die vorab in Aussicht gestellt wird. Die Gelder werden häufig zur Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen bei Start Ups oder für die Finanzierung künstlerischer Projekte benötigt. Der Wert, der meist digitalen oder physischen Gegenleistung, kann deutlich geringer ausfallen als der zur Verfügung gestellte Kapitalbetrag. Beispiele sind das Pre-Sales eines Produktes oder Prototypen, eine Mitgliedschaft, oder die Einstrahlung des Namens am Ende eines mitfinanzierten Filmes. Weitere nicht-monetäre Anreize können persönliche Erfahrungen in Form von Treffen oder Besichtigung von Produktionsstätten oder Teilnahmen an Premieren sein. Die Kapitalgeber haben meist ein hohes Interesse an der Entwicklung technisch hochwertiger oder künstlerisch wertvoller Projekte. Die Plattformen unterscheiden sich vor allem durch die Regeln des Kapitaleinsammelns. Beim All-Or-Nothing steht den Kapitalnehmern der Betrag nur zur Verfügung, wenn das Fundingziel erreicht wird. Dagegen erhalten die Initiatoren beim Keep-it-All den eingesammelten Betrag, unabhängig von der Zielerreichung.

Crowdinvesting (Equity Model): Unternehmensanteile oder Gewinnbeteiligungen für Kapitalgeber

Beim Crowdinvesting (Equity Model) erhalten Investoren für die Bereitstellung von Eigenkapital im Gegenzug Unternehmensanteile oder Gewinnbeteiligungen. Diese Form des Crowdfundings stellt im weitesten Sinne eine Beteiligungsfinanzierung dar. Vorwiegend ist es jedoch eine hybride Finanzierungsform (Mezzanine-Kapital). Die in Deutschland häufigste Variante sind partiarische Nachrangdarlehen. Crowdinvesting wird aber auch als Stille Beteiligung oder Genussrecht durchgeführt. Die Vergütung der Kapitalgeber erfolgt durch eine zuvor festgelegte Verzinsung des bereitgestellten Kapitals. Diese bemisst sich i.d.R. am Gewinn bzw. Erfolg der Unternehmung oder des finanzierten Projektes. Crowdinvesting findet sich vorwiegend in der Finanzierung von jungen und mittelständischen Unternehmen sowie zur Projektfinanzierung. Aktuell wird Crowdinvesting häufig in den Bereichen Immobilien, erneuerbare Energien oder Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt.

Crowdlending: Schnellere und flexiblere Alternative zum klassischen Bankdarlehn

Beim Crowdlending investieren die Kapitalgeber in Projekte oder Unternehmungen. Im Gegensatz zum Crowdinvesting nehmen sie jedoch eine Gläubigerstellung ein, da sie Fremdkapital zu einem vorher festgelegten Zins zur Verfügung stellen. Nach erfolgreichem Abschluss erfolgt die Rückzahlung des Betrages an die Kapitalgeber. Diese Form des Crowdfundings entspricht somit dem klassischen Bankdarlehn. Sie ist jedoch deutlich flexibler und schneller. Insbesondere für Unternehmen, die aufgrund geringen Eigenkapitals kein Fremdkapital bei ihrer Bank erhalten würden, ergeben sich hier neue Kapitalzugänge. Aber auch für Kleinkredite, die für Banken aufgrund der Bearbeitungszeiten oft uninteressant sind, ist Crowdlending eine Alternative. Die Plattformen überprüfen die Kreditanfrage mit Hilfe bereitzustellender Unterlagen seitens der Unternehmen. Wird der Antrag zugelassen, erscheint die Kreditofferte mit der Projektbeschreibung und den entsprechenden Konditionen, wie Zins und Laufzeit auf der Plattform. Die Kosten der Plattformen für die Vermittlung variieren stark.

Crowdlending ist das wichtigste und größte Marktsegment der Crowdfundingformen, das in allen Unternehmensgrößen eingesetzt wird. Das rasante Wachstum ist auch auf institutionelle Fremdkapitalgeber zurückzuführen, die im Niedrigzinsumfeld neue Renditemöglichkeiten suchen. Stärken von Crowdlending-Plattformen sind die automatisierte Bonitätseinschätzung und die Risikobereitschaft der Kapitalgeber, die durch die geringen Anforderungen und hohen berechneten Ausfallwahrscheinlichkeiten und Renditen deutlich wird.

Durch die Veröffentlichung der Finanzierung können viele Menschen erreicht werden. Die Stärke der Bekanntmachung einer Finanzierung ist gleichzeitig die größte Schwäche des Finanzierungsmodells. Unternehmen müssen Finanzkennzahlen und Geschäftsideen preisgeben und um Kapital werben. Das hat zur Folge, dass Unternehmen einen hohen Aufwand zur Bereitstellung der Information und andererseits ihre Offenlegung in Kauf nehmen müssen.

Akteure beim Crowdfunding

Beim Crowdfunding sind gewöhnlich drei Parteien beteiligt:

  • Initiatoren: die Finanzmittel suchenden Personen oder Unternehmen;
  • Unterstützer: die Personen, die Kapital zur Verfügung stellen (die Crowd);
  • Plattformen: die als Intermediäre zwischen Initiatoren und Unterstützern vermitteln.

Crowdfunding über Plattformen

In den meisten Fällen findet Crowdfunding über eine Plattform statt, die als Finanzintermediär agiert (indirektes Crowdfunding). Ein digitaler Markplatz dient als Vermittler, auf dem Kapitalnehmer und private Kapitalgeber direkt zusammentreffen. Vorteil des indirekten Crowdfundings über eine Plattform ist die Standardisierung des Ablaufs der Crowdfunding-Kampagne. Des Weiteren kann die Plattform ein Informations-, Kommunikations- und Abwicklungsportal für interessierte Kapitalgeber sein. Bekannte Plattformen für Crowdlending sind auxmoney oder kapilendo. Für spendenbasiertes Crowdfunding hat sich Betterplace etabliert. Kickstarter und Startnext sind im Bereich der Crowdfundingkampagnen von Start Ups aktiv.

Wird die Kampagne von den Initiatoren direkt durchgeführt, bspw. über eine Mailingaktion an Kunden, handelt es sich um direktes Crowdfunding.

Crowdfunding: Marktvolumen

Das Marktvolumen steigt im Segment Crowdfunding stetig an. Für 2020 wird ein Transaktionsvolumen von 833,3 Mio. EUR geschätzt. Im Vergleich zum gesamten Kapitalmarkt Deutschlands ist es dennoch weiterhin nur ein Bruchteil. Größter Vorteil von Crowdfunding wird in der Unabhängigkeit von Banken gesehen und die damit verbundenen geringeren Regularien bei der Kapitalsuche. Das durchschnittliche Funding pro Kampagne liegt unter 5.000 EUR und zeigt, dass der Großteil der Finanzierungen noch kleinteilig ist.


Quellen:

  • Haufe Online / Finance
  • Günther, Elmar/Riethmüller, Tobias (2020) Einführung in das Crowdfunding, Springer Gabler.
  • Dimler, Nick/Karcher, Boris (2018) Crowdfunding: Grenzen und Möglichkeiten für KMU, S. 253–269. In Dimler et al. (Hrsg.), Unternehmensfinanzierung im Mittelstand, Springer Gabler.

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